Interview mit Stefanie Krausen, Geschäftsführerin von MilliTomm, über nachhaltige Kindermode
©Susanne Werding
Klasse statt Masse. Das junge Modelabel MilliTomm aus Solingen steht für Fairfashion: Nachhaltige Bio-Kindermode ohne “Öko-Look”.
Stefanie, erzähle mal in zwei Sätzen, was MilliTomm ist.
MilliTomm ist ein vollständig nachhaltiges Modelabel aus Solingen mit einer fairen Produktion in Portugal. Um die Nachhaltigkeit beweisen zu können, sind alle Produkte GOTS (Global Organic Textile Standard) und Grüner Knopf zertifiziert.
Und wer steckt hinter der Marke MilliTomm?
MilliTomm ist ein Familienunternehmen, welches durch mich als Geschäftsführerin geführt wird.
Wie sah euer Start aus? Gab es einen Schlüsselmoment, an dem du erkannt hast, dass MilliTomm genau die Marke ist, die auf dem Markt noch fehlt?
Der Start war holprig und schwierig. Das Problem war einfach einen Lieferanten zu finden, der uns in unserer Philosophie unterstützt. Den einen Schlüsselmoment gibt es nicht, sondern ganz viele. Es ist immer wieder schön zu sehen, wenn sich unsere Kunden mit unseren Produkten wohl fühlen.
Ähnlich wie bei Lebensmitteln gibt es auch im Bereich der Mode unheimlich viele unterschiedliche Siegel. Wie können Kunden nachhaltige Mode erkennen?
GOTS ist ein international gültiges Zertifizierungsverfahren. Die Vorgaben beginnen schon auf dem Feld beim Anbau der Bio-Baumwolle und zieht sich durch alle Produktionsschritte, bis die Ware bei dem Kunden ankommt. Die Einhaltung wird durch unabhängige Zertifizierungsstellen überprüft. Somit ist die faire Produktion sicher gestellt, ebenso, dass gefährliche Chemikalien nicht eingesetzt werden dürfen. Und auch das Thema Abwasserklärung wird berücksichtigt, sodass man nicht mehr anhand der Flussfarbe erkennen kann, welche Farbe nächstes Jahr in den Kollektionen zu finden sein wird. Kurz gesagt, Mode wie sie sein soll.
Der grüne Knopf ist noch ein junges staatliches Siegel, welches zum jetzigen Zeitpunkt nochmals die letzten zwei Verarbeitungsschritte (Färben, Schneiden& Nähen) regelt.
Aber es stimmt, leider gibt es zu viele selbst kreierte Labels auf dem Markt, die fair und bio wirken, es aber in Wirklichkeit nicht sind. Gerade im Bereich der nachhaltigen Mode wird viel Greenwashing betrieben. Hier hilft es sich an o.g. Siegeln zu orientieren. Denn dann sind die Ware und die produzierenden Betriebe auch wirklich geprüft worden.
In vielen Köpfen steckt „nachhaltige Mode ist teuer“. Wie siehst du das?
Nachhaltige Mode ist während des Produktionsprozesses sehr aufwändig. Zudem ist mir persönlich eine hohe Grundqualität sehr wichtig. Durch die hohe Qualität können wir eine deutlich höhere Lebensdauer der Produkte erreichen, was auch wieder ein wichtiger Aspekt der Nachhaltigkeit ist.
Jedem ist klar, dass eine Produktion in Portugal in einer hohen Qualität und den entsprechenden Zertifizierungen nicht für einen Niedrigstpreis zu bekommen ist. Zudem muss man sich immer vor Augen halten, dass die Produktion alles Handarbeit ist. Somit mag ich den Billigtrend überhaupt nicht, in dem die Sachen drei Mal getragen und anschließend entsorgt werden. Ich wünsche mir eine Änderung der Denkweise, dass die Arbeit mehr gewürdigt wird, weniger gekauft und dafür länger getragen wird. Das schont auf Dauer die Ressourcen und auch den eigenen Geldbeutel, obwohl man höhere Anschaffungskosten hatte.
©Susanne Werding
Hast du ein Lieblingsstück in deiner Kollektion?
Ich liebe jedes einzelne Stück!
Was inspiriert dich?
Die Welt draußen in allen Facetten. Je verrückter, desto besser :-)
Wie geht es weiter, bzw. was sind deine nächsten Pläne?
Ich möchte die Marke MilliTomm in die Welt hinaus tragen und weiter für eine Veränderung in der Modeindustrie kämpfen. Und an dieser Stelle möchte ich mich einfach mal bei allen Menschen bedanken, die uns bisher auf diesem Weg begleitet haben!
www.millitomm.de
© Susanne Werding